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Textilmuseum Sorntal liefert Requisiten zum Film «Friedas Fall»
Als die Anfrage ans Textilmuseum Sorntal kam, für den Film «Friedas Fall» ­Requisiten zur Verfügung zu stellen, war für den Vereinsvorstand sofort klar: Da machen wir mit! Hat das Museum doch eine enorme Sammlung an historischen Maschinen, Geräten und Textilien zu bieten. Zudem das Expertenwissen, die in die Zeitepoche passenden Requisiten zusammenzustellen.
1904 erschütterte der Fall Frieda Keller die Schweiz. Die Bischofszeller Näherin ­hatte ihren Sohn Ernstli getötet. Sie wurde zum Tod verurteilt. Der Fall Frieda Keller verursachte schweizweit Aufsehen, polarisierte und rief die Frauen­bewegungen auf den Plan.
Die Zürcher Filmproduktionsfirma Condor Films AG dreht den rund 100-minütigen Film mit der Regisseurin Maria Brendle. Als Vorlage zum Film dient das 2015 erschienene Buch «Die Verlorene» geschrieben von der Thurgauer Autorin Michèle Ninelli, in welchem auch Gottlob Lutz erwähnt wird. Der Film kommt voraussichtlich im Herbst 2024 in die Kinos.
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Schaufenster für die Dreharbeiten zu «Friedas Fall».

Eine zu Anfang unterschätzte Anforderung bei der Zusammenstellung der Requisiten war die genaue Datierung der antiken Nähmaschinen. Stammen sie vor oder nach 1904? Als Ausstellungsobjekte stand bisher die Attraktivität im Vordergrund. Nun war die genaue zeitliche Zuordnung zu recherchieren.
In Zusammenarbeit mit den Requisiteurinnen wurden die benötigten Artikel von den Museumsfachleuten definiert. Beim Zusammenstellen, Reinigen und Verpacken waren dann auch Vorstand und Vereinsmitglieder im Einsatz.

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Rund 150 Objekte mussten sicher verpackt und verladen werden. Von der Schneiderpuppe über die eingefädelten einsatzbereiten Nähmaschinen bis zu Massbändern und Fingerhüten. Ebenfalls dienten historische Kleidungsstücke und Spitzenwaren als Dekoration.
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Nächste öffentliche Führung am 1. Oktober 2023

Führung für Einzelpersonen, Paare oder Familien. Start der Führung um 14.00 Uhr.
Keine Anmeldung nötig.
Für Vereinsmitglieder eine Möglichkeit, die Schätze unseres Museums neu zu entdecken. Eintritt für Mitglieder gratis. Bringen Sie doch auch Verwandte und Freunde mit!
Für interessierte (noch) nicht-Mitglieder: Eintritt inkl. Führung Fr. 10.–/Person.
Führungen für Gruppen ab 8 Personen selbstverständlich jederzeit nach Voranmeldung unter Tel. 071 420 91 55 oder auf www.textilmuseum-sorntal.ch

Einblick in «Friedas Fall»

Frieda wird 1879 in ­Bischofszell geboren. Ein braves, in sich gekehrtes Kind. Sie lernt Schneiderin. Doch das Geld reicht nirgends hin, ­Frieda muss am Wochenende im Wirtshaus Post servieren. Wirt Carl Zim­merli wirft ein Auge auf die zarte Frau. Er schickt die 18-Jährige in den Keller, um Most zu holen – und folgt ihr. Frieda ist ihm ausgeliefert, sie wird vergewaltigt – und schwanger. Eine Schande. Nicht für den Peiniger, sondern für das Opfer. ­Sogar der eigene Vater verstösst Frieda. 
Im Jahr 1904 bringt die 25jährige Näherin Frieda Keller ihren Sohn Ernstli, das Kind des Peinigers, um und verscharrt den Körper des Fünfjährigen im sankt-gallischen Hagenbuchwald. Kurz darauf wird die Leiche gefunden und die verzweifelte Mutter, Opfer und Täterin zugleich, gesteht das Verbrechen. Nebst den Behörden und der eigenen Familie richtet sich auch das frauenfeindliche Gesetz von damals gegen sie. «Eine Weibsperson», so der Wortlaut im Urteil, müsse «die Folgen ihrer Unsittlichkeit selbst tragen.» Trotz heftigen Protesten aus der Bevölkerung wird Frieda Keller am Ende eines öffentlichen Prozesses im St.Galler Grossratssaal vor Hunderten Schaulustigen zuerst zum Tode verurteilt und in Folge mit lebenslanger Zuchthausstrafe in Einzelhaft ‘begnadigt’. 
Nicht nur die bigotte Begnadigung war eine Schande, sondern auch die Tatsache, dass ihr Vergewaltiger, der verheiratete Carl Zimmerli, nie zur Rechenschaft gezogen wurde. Das damalige Gesetz schützte Verheiratete, die sich an Frauen vergriffen. «Ein Mann, der fremd gehe, sei schon genug bestraft durch den Streit, den er danach zu Hause mit seiner Ehefrau austragen muss.» aus der Luzerner Zeitung

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